29
Mrz
2009

Intentionen und Instrumente

Schwerpunkte für die neuen Lehrmaterialien und die Umsetzung des Fremdsprachenunterrichts
  • von Instruktion zur Konstruktion
  • Förderung des mehrsprachigen Repertoires
  • Inhaltsorientierung vor Grammatikorientierung
Dieter Wolff, Bergische Universität, Gesamthochschule Wuppertal

INSTRUKTIVISMUS vs. KONSTRUKTIVISMUS -
Zwanzig "gekürzte" Thesen zur Lernbarkeit und Lehrbarkeit von Sprache


These 1: Faktenwissen steht im Unterricht im Vordergrund. Lehrer vermittelt Inhalte, die er, das Lehrmittel, die Fachdidaktier als wichtig erachten.
These 2: Es wird unterschwellig angenommen, daß Wissen lehrbar ist, d.h. daß Lernende allein dadurch, daß ihnen Wissen (appetitlich zubereitet) angeboten wird, dieses Wissen auch aufnehmen.
These 3: Schüler nimmt Lernstoff auf oder nicht. Lernbarkeit wird nur im Hinblick auf die Unterrichtsmaterialien und die didaktischen Fähigkeiten des Lehrers reflektiert, nicht aber im Hinblick darauf, wie der Lernende mit dem Lehrstoff umgeht.
These 4: Lehrmittel folgen einer engen Progression mit formalen (Grammatik), pragmatischen (Kommunikation) und inhaltlichen (interkulturelle Kompetenz) Kriterien. Was und wie die Schüler das aufnehmen, wird nicht gefragt.
These 5: Begriffe wie Lernerorientierung oder selbstbestimmtes Lernen finden sich z.B. schon in den Lehrplänen der siebziger Jahre. Es wird angenommen, daß Lehrinhalte nicht so gelernt werden, wie sie gelehrt werden. Lernen als ein dynamischer Prozeß der Wissenskonstruktion. Konstruktivistisches Lernen.
These 6: Der deutlich erkennbare Wandel geht vom Instruktivismus zum Konstruktivismus.
These 7: Der Wandel vollzieht sich auf der Grundlage neuer Erkenntnisse in der Kognitionspsychologie und der kognitiven Wissenschaft und von Forschungsergebnissen der Biologie und Neurophysiologie.
These 8: Lernen ist in ein in hohem Maße aktiver, konstruktiver und selbstbestimmter Prozeß. Daraus folgt, daß Lernen durch Lehren nur sehr eingeschränkt beeinflußt werden kann, und der Förderung von Lernprozessen besonderes Gewicht zukommt.
These 9: Konzepte:
• Verstehen und Lernen ist aktiver Konstruktionsprozess wo bereits vorhandenes Wissen beteiligt ist.
• Lernen ist ein autonomer Prozeß, den der Lernende weitgehend selbständig durchführt.
• Lernen ist ein Prozeß, den der Lernende eigenverantwortlich organisiert. Aufgabe muss darauf abgestimmt sein. • Lernen ist ein explorativer Prozeß, Hypothesenbilden und Hypthesentesten
• Lernen ist ein Prozeß, der vom Lernenden durch Strategien gesteuert wird.
• Lernen ist ein Prozeß, der in Gruppen besonders erfolgreich abläuft.
• Lernen ist ein Prozeß, der durch eine reiche und authentische Lernumgebung besonders gefördert wird.
• Das Ergebnis eines Lernprozesses ist für jeden Lernenden unterschiedlich.
These 10: • Unterrichtsinhalte sollten in ihrer ganzen Komplexität repräsentiert sein. • Unterricht sollte so gestaltet sein, daß der Erwerb von Fähigkeiten und Wissen, die in der realen Lebenswirklichkeit gebraucht werden können, im Mittelpunkt steht. Nur so können Eigenverantwortung und Selbstorganisation initiiert werden.
• Unterricht muß in eine komplexe und authentische Lernumgebung eingebettet werden, die weitgehend der realen Lebenswirklichkeit entspricht. • Unterricht sollte so gestaltet werden, daß dem Lernenden sein eigener Wissenskonstruktionsprozeß bewußt gemacht wird. "Lernen lernen" Lern- und Arbeitstechniken sollten bereitgestellt und gefördert werden • Lern- und Arbeitstechniken, aber auch Techniken des "Lernen lernen" können nicht instruktiv vermittelt werden, sie müssen in der Lerngruppe erprobt und erfahren werden.
These 11: Umsetzung durch Lernerautonomie, reformpädagogischer Ansatz.
These 12: Lernerautonomie als ein allgemeines Erziehungsziel. Die Fähigkeit zum selbständigen Lernen begründet sich auch aus der Notwendigkeit, daß Menschen im Verlauf ihres Lebens Qualifikationen für ganz unterschiedliche Berufe erlernen müssen, auf die sie in der Schule nicht vorbereitet werden können.
These 13: Lernerautonomie ist kein widernatürliches Phänomen. Das Kind, das den muttersprachlichen Lernprozeß fast völlig autonom vollzieht, ist ein hervorragendes Beispiel dafür, daß selbständiges Lernen ein völlig natürlicher Prozeß ist.
These 14: Lernertraining schließt Lernerautonomie per definitionem aus, da nicht Konstruktion sondern Instruktion im Mittelpunkt des unterrichtlichen Geschehens steht.
These 15: Lernerautonomie erfordert, daß der Lerner in die Lage versetzt wird, Lernziele, Inhalte und Progression bestimmen zu können, die eigenen Lernmethoden und Techniken auswählen und diese sowie das Gelernte bewerten zu können.
These 16: selbstbestimmten Lernen, Merkmale: • Arbeit in Kleingruppen • Gruppenarbeit wird unterstützt durch die Bereitstellung von Materialien (Wörterbüchern, Lehrwerken, Kurzgeschichten, Grammatiken, Kinderbüchern) • Lerner können selbst fremdsprachliche Materialien mitbringen, • Jeder Lerner führt ein persönliches Tagebuch • Die Fremdsprache ist die einzige Sprache im Klassenzimmer. • Eine gemeinsame Evaluation des Gelernten findet in regelmäßigen Abständen statt.
These 17: Lehrwerke werden wie andere Materialien auch angeboten, sie steuern aber nicht das Unterrichtsgeschehen. Der Lerner kann aus einer Fülle unterschiedlicher Materialien auswählen.
Reflexion über den eigenen Lernprozeß.
Evaluierung des Gelernten trägt dazu bei, daß die Lernenden sich der Effizienz der gewählten Produkt- und Prozeßmaterialien bewußt werden und ihren eigenen Lernprozeß besser verstehen lernen.
These 18: Es muß davon ausgegangen werden, daß derzeit nicht alle Prinzipien des autonomen Lernens im institutionalisierten Fremdsprachenunterricht realisiert werden können. Ein möglicher Einstieg wird in einer allmählichen Loslösung vom Lehrwerk als Leitmedium und in einer stärkeren Berücksichtigung von Lern- und Arbeitstechniken gesehen.
These 19: Über die eigene Sprachverarbeitung und das eigene Lernen nachdenken zu können: Was tue ich, wenn ich etwas sage, lese etc.? Was tue ich, wenn ich lerne?
• Angebote von Lern- und Arbeitstechniken, die vom Lerner selbständig erprobt und auf ihre Tauglichkeit überprüft werden können. (Arbeit mit dem Wörterbuch, Arbeiten mit Texten etc.)
• Angebote von sogenannten reichen Lernumgebungen (rich learning environments), an denen der Lerner seine Hypothesen erproben kann.
These 20: Die hier vorgestellten Thesen zur Lehr- und Lernbarkeit von Sprachen stehen zur Zeit nicht nur in der pädagogischen sondern auch in der politischen Diskussion im Vordergrund.

Paradigmawechsel


- Von den Voci mit den schwarzen Punkten hin zu den Tasks mit schwarzen Punkten!
- Input - Intake - Output bleibt, jedoch wird Input kleiner, grössere Verarbeitungsphase, Output in Fertigkeiten
- Aktivitäten statt Übungen - Schüler kann auswählen aus den vorhandenen Ressourcen.
- Die Idee der didaktischen Landkarte bestehend aus Zielen, Materialien, Übungen udn Hilfen: Am Anfang steht das Thema und die Tâche - Sch. stechen mit Inputs und Aufgaben in See - unterwegs beschaffen sie sich Werkzeuge um Input zu verarbeiten - Präsentation der Lösungen/Produkte.
- Handlungsfelder im Unterricht schaffen, wo Fremdsprache "echt" genutzt werden kann, aber auch weiterhin Situationen von ausserhalb des Unterrichst simulieren (Sketche...)
- Handlungsprogression in 3 Zielbereichen, beschrieben in Kompetenzbeschreibungen "ich kann...":
1. Kommunikative Handlungsfähigkeit in den versch. Bereichen (HV,LV,SP,SCHR)
2. Interkulturalität und Sprachbewusstsein
3. Methodische Kompetenzen (Lernstrategien)
- Autentizität bezieht sich nicht nur auf das Material, sondern auch auf die Wirkung, die eine Aktivität auf die Schüler hat.
- Die Aufgaben (tâche) als Lernmotor



Profil
Abmelden
Weblog abonnieren